Natur- und Kulturraum Wienerwald
Mit Volldampf in die Sommerfrische
Nach der Revolution von 1848 wurde die Grundherrschaft aufgehoben, die Gemeinden wurden selbständig und begannen mit dem Ausbau von Straßen, Brücken und Sommerbädern und nach und nach eroberten die ersten Sommerfrischler den Wienerwald um Wien. Diese Entwicklung ging Hand in Hand mit dem Eisenbahnbau. Diese neue Verkehrstechnik machte es erstmals möglich, auch entferntere Ziele innerhalb kurzer Zeit zu erreichen.
1841 wurde der erste Teilabschnitt der Südbahn bis Baden, 1842 bis Gloggnitz eröffnet. 1854 war es erstmals möglich mit der Eisenbahn von Wien auf den Semmering zu fahren. Am 21. November 1858 durchquerte der erste Zug mit der Lokomotive „Maria-Zell“ und drei Passagierwaggons auf der Kaiserin-Elisabeth-Bahn (heutige Westbahn) den Wienerwald. Viele Wiener erbauten in den folgenden Jahrzehnten ihre Sommervillen in den Ortschaften entlang der Westbahnstrecke. 1870 wurde die k.k. privilegierte Kaiser-Franz-Josephs-Bahn (KFJB) eröffnet. Mit ihr konnte man nicht nur Klosterneuburg, sondern ab 1872 auch das Böhmische Bäderdreieck (Karlsbad, Franzensbad und Marienbad) erreichen. Auch der Semmering rückte immer näher an Wien. In den Villen und Hotels des mondänen Kurortes verbrachten die „feine Gesellschaft“, Künstler und Literaten ihre Sommerfrische. Die Südbahnstrecke verwandelte Semmering, Rax und Schneeberg in die „Hausberge Wiens“. Und wer in den Sommermonaten auf die Nähe des Kaisers nicht verzichten wollte, der konnte schließlich ab dem Ende der 1870er Jahre mit der Eisenbahn das Salzkammergut und die Kaiserstadt Bad Ischl erreichen.
1870 gab es aber auch Pläne, den Waldbestand des Wienerwaldes teilweise zu roden. Dem öffentlichkeitswirksamen Kampf von Josef Schöffel (1832-1910) ist es zu verdanken, dass die Pläne nicht in die Tat umgesetzt wurden. Er gilt seither als der Retter des Wienerwaldes.