ÖTK Klosterneuburg

Das Kahlengebirge – eine österreichische Landschaft

Der Wienerwaldführer der Section Wienerwald des Österreichischen Touristen-Clubs aus dem Jahr 1887 beschreibt das Kahlengebirge so:

„Seine vorgeschobene Lage gegen Nordost endlich, als Schlußstein des ganzen Alpengebirges, gewährt dem naturfreundlichen Beschauer auf seinen Höhen einen einzig schönen und erhabenen Standpunkt, indem er sozusagen mit einem Blick die Berührungspunkte dreier europäischer Gebirgssysteme überblickt: die Alpen, die Karpathen und das böhmische Zentralmassiv.
…Es ist nicht bloß Wiener Localgeschichte: Weltgeschichte ist es, was sich an diese Gegend knüpft.“

Kaiser Franz rief angeblich bereits am Leopoldsberg voll entzücken. „Wahrhaftig, das ist die schönste Aussicht in ganz Österreich!“ Und auf einer Gedenktafel der Kirche am Leopoldsberg steht geschrieben: „Weiland Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Elisabeth hat im Mai des Jahres 1896 von diesem Platze aus weite Umschau gehalten.“

Es waren vor allem Verbindungen mit dem Kaiserhaus, die aus schönen Landschaften in Österreich „Österreichische Landschaften“ machten. Die Salzkammergutlandschaft verkörperte diese Art „Österreichischer Landschaft“ am reinsten, dicht gefolgt von der Wienerwaldlandschaft zwischen Leopoldsberg und Hermannskogel. Aus der „Wiener Gegend“ wie man sie noch 100 Jahre zuvor popularisierte wurde eine „Österreichische Landschaft“.

Mit der Eingemeindung der Wiener Vororte am 1. Jänner 1892 und der sehr großzügigen Verlegung der Wiener Gemeindegrenze auf den Höhenrücken des Kahlengebirges gelangte dieser Teil des Wienerwaldes zu Wien. Die Grenzsteine am Höhenrücken Hameau - Dreimarkstein - Hermannskogel - Kahlenberg - Leopoldsberg tragen seither alle die Jahreszahl 1891.

Vier Jahre später, am 11. März 1895 wurde im Klosterneuburger Stiftskeller die Sektion Klosterneuburg des Österreichischen Touristenklubs gegründet. Das Herzstück des Wienerwaldes, die Landschaft rund um den Kahlen- und Leopoldsberg war ab sofort ein Teil des ihr zugewiesenen Markierungsgebietes im nördlichen Wienerwald.