Osterstimmung am Gallitzinberg
Das schöne Märzwetter hat es möglich gemacht, dass die ÖTK-Wanderwege im Bereich Satzberg – Gallitzinberg – Heuberg noch vor Ostern nachmarkiert und saniert werden konnten.
Wer der Kreuzeichenwiese oder der Jubiläumswarte jetzt einen Besuch abstattet, dem werden die frischen Markierungsfarben sicher auffallen. Die roten, blauen, gelben und grünen Farbmarken leuchten aus dem hellgrünen Laub hervor. Es sind bunte Farbnester in einer stark besuchten Waldlandschaft, die den Osterspaziergang begleiten.
Der „Gebirgsstock“ Satzberg (435 m) – Gallitzinberg/Jubiläumswarte (449 m) – Heuberg (464 m) erstreckt sich über drei Wiener Gemeindebezirke. Der Satzberggipfel, die Kordonsiedlung und der ins Wiental abfallende Südhang sind dem 14. Wiener Gemeindebezirk zuzuordnen. Der Gallitzinberg mit dem Schloss Wilhelminenberg und der Jubiläumswarte gehört zu Ottakring, dem 16. Wiener Gemeindebezirk. Der Heuberg liegt im 17. Wiener Gemeindebezirk. An seinem Fuße befinden sich die alten Wiener Vororte Dornbach und Neuwaldegg.
Das beliebte Ausflugsgebiet zwischen Hütteldorf und Neuwaldegg gehörte schon am Ende des 19. Jahrhunderts zu den „Wienerwaldklassikern“. Die blaue und die grüne Markierung, die beide Orte seither verbindet, wurde bereits in den 1870er Jahren vom ÖTK markiert. Das hatte auch seinen guten Grund, denn ab 1866 konnte man Dornbach mit der ersten Pferdetramway Wiens, ab 1901 mit der „Elektrischen“ erreichen. Ihre Endstelle befand sich am heutigen Hans-Leinkauf-Platz, dort wo sich jetzt die Endstelle der Buslinie 43B befindet. Hier nimmt heute noch die blaue Markierung ihren Anfang und führt wie vor 140 Jahren zur Kreuzeichenwiese hinauf. Um das Umkuppeln der Züge der Linie 43 zu vermeiden, wurde 1906 bei der St. Anna Kapelle die heutige Umkehrschleife gebaut. Seither sind Generationen von Wienern mit dem „43er“ nach Neuwaldegg gefahren, um in der Nähe von Wien Erholung zu finden.
Welche Bedeutung der stadtnahe Wienerwald für die Wienerinnen und Wiener auch in den stürmischen 1930er Jahren hatte, lässt sich aus dem folgenden Liedtext unschwer herauslesen:
Es gibt schon so Zeiten im Leben
Da geht einem alles daneben
Da lässt einem alles und jeder im Stich
Man zweifelt an allem man zweifelt an sich
Und bin ich schon mal hin und wieder
Mir selbst und den andern zuwider
Trag ich mein Gemüt in die Reparatur
in Gottes freie Natur
Da kauf ich mir für 32 Groschen
einen Fahrschein nach Neuwaldegg
Da draußen hoit die gaunze Wöd die Goschn und
alle Sorgen die sind weg
und so leicht das Blut und so froh der Sinn
und ich hab den Mut
dass ich glücklich bin
und alles das für 32 Groschen
in der Nähe von Wien
Dieses bekannte Wienerlied hat Hermann Leopoldi 1933 geschrieben, der Text stammt von Erwin W. Spahn. Birgit Denk hat mit ihren „Novaks“ vor einigen Jahren eine schwungvolle Neuinterpretation auf die Bühne gebracht, ein untrügerisches Zeichen, dass die Texte von damals heute aktueller denn je sind und, dass dem Regenerationsraum Wienerwald noch immer eine unschätzbare Bedeutung zukommt.
Die im März 2017 von der ÖTK-Sektion Klosterneuburg durchgeführten Wegerhaltungsarbeiten umfassten neun Wanderwege mit einer Gesamtlänge von 21 Kilometern. Der Schwerpunkt der Arbeiten lag im Auffrischen der Markierungen. Im Bereich des Heuberges und des Hanselteiches mussten teils lange Wegpassagen von Gestrüpp frei geschnitten werden. Hier wurden vor einigen Jahren Schlägerungen vorgenommen, die zum teilweisen Zuwachsen der Wege führten. Im Bereich des Hanselteiches musste eine über den Weg gestürzte, alte Buche entfernt werden.
Folgende Wege wurden saniert:
- Blaue Markierung: Neuwaldegg/Endstation Linie 43 – Kreuzeichenwiese, 1,8 km
- Grüne Markierung: Neuwaldegg – Kreuzeichenwiese, 1,8 km
- Grüne Markierung: Neuwaldegg – Schottenhof, 2,2 km
- Rote Markierung: Dornbach – Kreuzeichenwiese, 3,0 km
- Rote Markierung: Schloss Wilhelminenberg – Satzberg, 2,0 km
- Gelbe Markierung: Steinhof – Kreuzeichenwiese, 2,0 km
- Blaue Markierung: Hütteldorf/Rosental – Kreuzeichenwiese, 3,9 km
- Grüne Markierung: Hütteldorf/Rosental – Kreuzeichenwiese, 3,4 km
- Gelbe Markierung: Schottenhof – Kreuzeichenwiese, 1,1 km
Dem Österreichischen Touristenklub war es bereits im 19. Jahrhundert ein großes Anliegen, einen leicht erreichbaren Freizeitraum am Rande der Großstadt zu schaffen, in dem man die Probleme des Alltags für einen halben oder ganzen Tag hinter sich lassen konnte. Mit einem dicht markierten Wegenetz – unterstützt von der regionalen Gastronomie – hat der ÖTK sehr maßgeblich zur Entstehung einer Freizeitkultur beigetragen, die für den Wiener Raum und sein Umland typisch ist.
Wie hieß es schon in den 1930er Jahren?
Da kauf ich mir für 32 Groschen
einen Fahrschein nach Neuwaldegg ...