2018-01-26 bis 2018-01-28 Skitourenkoordination - Von Lawinenwarnstufen, Prusikknoten und windigen Aufstiegen
Die Rucksäcke sind schwer, als wir uns auf den Weg machen. Neben der Standardausrüstung an LVS-Gerät, Schaufel und Sonde haben wir Seile, Klettergurte, Eispickel, Bandschlingen und Reepschnüre dabei. Schließlich geht es darum, eine Lawinen-Verschüttetensuche durchzuführen und eine Spaltenbergung zu simulieren. Ort des Geschehens: der Schneeberg.
Schon am Vortag sind wir zu für das zweitägige Seminar Skitourenkoordination von 26. bis 28. Jänner 2018 angereist. Oder besser: aufgestiegen. Denn Basislager ist die Edelweißhütte auf 1.235 Metern Seehöhe, oberhalb von Losenheim/Puchberg. Der Aufstieg wird vor allem für das neunjährige und somit jüngste Mitglied der 23-köpfigen Seminarbelegschaft zur Herausforderung: eisig, steil und auch schon finster ist es. Wobei letzteres drei der sehr erfahrenen Teilnehmer nicht davon abhält, zu später Stunde bei Mondlicht doch noch eine Gipfelbesteigung bis zur Fischerhütte zu wagen. Zu ideal sind die Bedingungen: windstill und klar.
Aber zurück zu den Rucksäcken. Am nächsten Tag machen sich alle – aufgeteilt in drei verschiedene Geschwindigkeitsgruppen schwer bepackt und motiviert auf zum Dreibrunnenkessel, einer weitläufigen Tiefschneefläche oberhalb des Fadenwegs. Hier brauchen wir all das mitgebrachte Material, hier heißt es Schaufeln schultern und: Löcher graben. Hier üben wir den Umgang mit Lawinenpieps, Sonde und Schaufel, simulieren Rettungsabläufe und wie eine Verschüttetensuche effizient organisiert und durchgeführt wird. Besonders Mutige können sich sogar selbst vergraben lassen. Erschreckend, wie schwer schon eine dünne Schneedecke auf einem lastet. Zum Abschluss des langen Trainingstages – inzwischen ist die Sonne weg und es ist empfindlich kalt geworden – üben wir noch die richtige Technik einer Spaltenbergung. Soll heißen: T-Verankerung mittels Eispickel oder Ski, Seil, Prusikknoten, einfache Rolle – und so weiter.
Zurück auf der Hütte werden bei dem einen oder anderen Getränk noch ein paar Basics zu Tourenplanung, Lawinenwarnstufen, Schneebeurteilung besprochen. Und grundlegende Fragen – „wie feiere ich meinen 50er standesgemäß?“ oder „wer hat denn nun das Käsebrot gegessen, aber nicht bezahlt?“ – restlos aufgearbeitet.
Der nächste Tag wartet mit Sturmböen bis 100 Stundenkilometern auf. Grund genug für die Hälfte der Truppe, die Heimreise anzutreten. Zu elft wagen wir dennoch den Gipfelsturm. Zwischen Hoyosgraben und Wurzengraben geht es lange nahezu windstill hinauf bis zu den Schneelöchern. Erst auf dem obersten Wegstück wird der Wind zur Herausforderung. Deshalb: oben bei der Fischerhütte gibt es keine Rast - schnell Abfellen und Abfahren, mit ganzer Kraft gegen den Gegenwind gestemmt.
Zurück auf der Edelweißhütte stärken wir uns mit einem gesunden Mittagessen: frisch gemachter Cremeschnitte – ein gelungener Abschluss des lehrreichen Wochenendes.
Julia Drazdil-Eder