Weggeschichten
Wanderwege sind in unseren Regionen ein selbstverständlicher Bestandteil der Landschaft, ein zeitlos anmutendes Inventar des Waldes. Vielleicht kennt man sie schon aus der Kindheit, oder aus Erzählungen früherer Generationen. Doch warum verläuft der markierte Weg ausgerechnet hier? Seit wann gibt es diese Markierungen auf den Bäumen? …Und was war davor? Solche Fragen lassen sich für den alpinen Raum relativ leicht beantworten. Für die Niederungen des (nördlichen) Wienerwaldes bedarf es hingegen schon einer umfassenderen Erklärung. Während die Wanderwege und Steige auf die hohen Gipfel der Alpen von den Alpinen Vereinen angelegt wurden, haben die Wege im stadtnahen Wienerwald eine sehr unterschiedliche, aber kulturell auch sehr interessante Entstehungsgeschichte. Sie sind die im Bodenrelief der Landschaft eingetretenen sozialen Spuren vergangener Generationen.
Wir sind gerade dabei eine Historie „Die Entstehung der Wanderwege im nördlichen Wienerwald“ zu verfassen, die hier publiziert werden wird.
Wo ein Weg ist, war auch ein Wille
Viele Wege lassen sich Dank des hervorragenden Kartenmaterials der Habsburgermonarchie rund 250 Jahre zurückverfolgen. In Verbindung mit historischen Texten können so die „Lebensläufe“ vieler Wege, insbesondere im Nahbereich von Wien, erkannt und nachvollzogen werden. Die Markierungstätigkeit des ÖTK setzte bereits in den 1870er Jahren ein. Dadurch konnten viele dieser Wegverläufe bis heute konserviert werden. Manche Wege haben sogar einen Namen erhalten.
Die folgenden Ausführungen sollen die unterschiedlichen Weghistorien zeigen, die diesen markierten ÖTK-Wegen zu Grunde liegen. Denn die Wanderwege des Wienerwaldes sind mehr als nur eine dichte Aufeinanderfolge von markierten Bäumen. Sie sind fixer Bestandteil einer historisch dicht aufgeladenen Region, ein österreichisches Kulturgut, das seine Funktion bis heute beibehalten hat.
Anhand der folgenden Weggeschichten soll aber auch gezeigt werden, mit welch großem organisatorischen und körperlichen Einsatz ein 500 km großes Wegenetz über gut eineinhalb Jahrhunderte aufrechterhalten wird. Es ist nicht nur der ehrenamtliche Arbeitseinsatz der Beachtung verdient. Die größte Leistung liegt wohl in der Beständigkeit, mit der eine einmal gefasste Absicht über viele Generationen weitergetragen wird. Fast museal wirkt dabei die heute noch immer verwendete Technik der Bemalung der Bäume mit Pinsel und Farbe an. Eine alte Handwerkstechnik, die im digitalen Zeitalter von vielen als wohltuend empfunden wird. So gesehen heißt Wegpflege auch Geschichtspflege.
Markierung | Anfangs und Endpunkt | Erstmals markiert | Wegname |
Hadersdorf/Bhf. – Vorderhainbach | 1870er Jahre | ||
Hadersdorf – Hütteldorf/Moosgraben | 1870er Jahre | ||
Jägerwaldsiedlung – Türkensteine | 1870er Jahre | ||
Salzwiese – Alexander Laudon Grab | 1870er Jahre | ||
Kasgraben/Grüner Jäger – Dianabründl | 1950er Jahre | ||
Kasgraben/Grüner Jäger – Franz-Karl-Fernsicht | 1930er Jahren | ||
Vorderhainbach auf die Hohe Wand | 1970er Jahren | ||
Hütteldorf – Sophienalpe | 1870er Jahre |