Natur- und Kulturraum Wienerwald
Naherholungsraum und Biosphärenpark Wienerwald
Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren vom Wiederaufbau und der beginnenden Massenmotorisierung gekennzeichnet. In den 1950er-Jahren wurde der „Urlaub“ in der gesellschaftlichen Mittelschicht etabliert. Für die Wienerinnen und Wiener hatte die Sommerfrische im Wienerwald, am Semmering oder im Salzkammergut ausgedient. In den Badeorten an der oberen Adria wie Grado, Lignano, Jesolo oder Caorle wurden nun die Urlaubsträume wahr. Die Autokolonnen, die sich jeden Sommer über den Semmering und durch das Mur-Mürztal wälzten, sind legendär.
Seit 1966 wird der Wienerwald von der Westautobahn (A1) und seit 1982 von der Wiener Außenring Autobahn (A21) durchschnitten. Auch die Eisenbahn wurde schneller. Seit Dezember 2012 durchquert sie auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke den Wienerwald von Wien-Meidling bis ins Tullnerfeld unterirdisch. Die Fahrzeit Wien - St. Pölten beträgt jetzt nur mehr 25 Minuten.
Aus vielen ehemaligen Sommerfrischeorten wurden Wochenendsiedlungen und später auch Hauptwohnsitze. Der Wienerwald gilt heute mehr denn je als attraktive Wohngegend. Die stadtnahen Bereiche und die Flächen entlang der Thermenlinie sind bevorzugte Siedlungsgebiete. Nun kann das ländliche Ambiente während des ganzen Jahres genossen werden, zumindest so lange, bis auch diese Gegenden durch den starken Zuzug der Städter und den damit einhergehenden Wirtschafts- und Infrastrukturbauten wieder städtisch überformt sein werden.
Um diesen großen Nutzungsdruck Einhalt zu bieten, haben die Länder Wien und Niederösterreich bereits in den letzten Jahrzehnten mehrfach Schutzmaßnahmen vereinbart, die letztendlich dazu führten, dass der Wienerwald von der UNESCO im Jahr 2005 in die weltweite Liste der Biospherenparks aufgenommen wurde. Es bleibt zu hoffen, dass durch diese Maßnahme dieses große und besondere Waldgebiet als unverzichtbarer Klimaregulator und Frischluftlieferant für Wien, als einzigartiger ökologischer Ausgleichsraum und als beliebtestes Naherholungsgebiet erhalten bleibt.