Natur- und Kulturraum Wienerwald
Schützengräben statt Eisenbahnen
In der Ära des Wiener Bürgermeisters Dr. Karl Lueger beschloss der Wiener Gemeinderat im Mai 1905 die Schaffung eines Wald- und Wiesengürtels und den Bau einer Höhenstraße, ein Vorläuferprojekt der heutigen Höhenstraße.
In dieser Zeit wurden aber auch weitere, den Wienerwald erschließende Bahnprojekte angedacht und auch vom ÖTK forciert. In Planung bzw. im Gespräch waren beispielsweise folgende Lokalbahnen:
- Wien – Tullner Straße – Tullnerfeld
- Wien/Krottenbachstraße – Kaasgraben – Cobenzl – Rohrerwiese - Weidlingbach
- Purkersdorf – nordwestlicher Wienerwald –Tullnerfeld
- Eichgraben bzw. Neulengbach – Laabental – Hainfeld
- Baden – Alland
- Bad Vöslau – Waldandacht – Eisernes Tor
- Verlängerung der Strecke Mödling – Hinterbrühl bis Sulz
- Verlängerung der Kaltenleutgebner Bahn über Sulz bis Heiligenkreuz
- Verlegung und Ausbau der Zahnradbahn auf den Kahlenberg
Am 28. Juli 1914 löste Österrreich – Ungarn mit der Kriegserklärung an Serbien den Ersten Weltkrieg aus. Damit begann im Wienerwald das bisher größte Bauvorhaben. Es waren aber keine Eisenbahntrassen, die hier vorbereitet wurden, sondern Infanterie- und Artilleriestellungen, Schützengräben und Armierungswege. Der Wienerwald, von Klosterneuburg bis zum Lainzer Tiergarten, wurde Teil des Brückenkopfes Wien. Die Spuren dieses vorbereiteten, aber nie umkämpften Verteidigungsraumes sind heute noch sehr deutlich im Bodenrelief des Waldes sichtbar.
Gegen Ende des Ersten Weltkrieges und in den Jahren danach musste der Wienerwald wieder als Holzlieferant für die notleidende Wiener Bevölkerung herhalten. Glaubholz wurde gesammelt und als der Wald bei Wien leergefegt war, hat man ganze Waldhänge gerodet und darauf vorerst illegale Siedlungen errichtet.
Mitte der 1920er Jahre, als nach den schrecklichen Kriegserfahrungen und der großen Wirtschafts- und Wohnungsnot der Alltag wieder geordnete Formen annahm, lebte auch der Wintersport allmählich wieder auf. Der „Skilauf“, der von Norwegen ausgehend um die Jahrhundertwende auch Österreich erreichte, wurde immer stärker angenommen. Die Fertigkeiten, die man im Wienerwald auf der Norwegerwiese und vielen anderen verschneiten Hängen übte und erlernte, konnte man am Schneeberg, auf der Rax und am Semmering gut gebrauchen.