Natur- und Kulturraum Wienerwald
Die touristische Erschließung der Berge
Nachdem die Täler verkehrstechnisch von der Bahn erschlossen waren und das Ortsbild und die sozialen Strukturen in den zahlreichen Sommerfrischekolonien von den Städtern neu geprägt wurden, wurden schließlich die Berge das Ziel der Stadtbevölkerung. Die in Wien gegründeten alpinen Vereine erschlossen die Alpen mit einem dichten markierten Wege- und Hüttennetz. 1862 wurde der Österreichische Alpenverein, 1869 der Österreichische Touristenklub - ÖTK gegründet. Die Satzungen des ÖTK nannten als Vereinszweck „…erleichterte, lehrreiche und möglichst billige Bereisung der österreichischen Gebirgswelt“.
Hauptziel des Österreichischen Touristenklubs war die touristische Erschließung des Wienerwaldes und der niederösterreichischen Voralpen. Das in den Natur- und Landschaftsgärten der Aufklärung erlernte und durch zahlreiche Publikationen verbreitete Naturverständnis wurde nun in die reale Natur hinausgetragen.
Ab nun ging es Schlag auf Schlag:
1870 waren bereits die ersten Wanderwege
- von Rodaun über den Kreuzsattel nach Sulz
- von Mödling auf den Anninger und
- von Hochstraß auf den Schöpfl markiert.
1873 wurde die Drahtseilbahn auf den Leopoldsberg eröffnet und das Kahlenberghotel gebaut.
1874 fuhr die Zahnradbahn erstmals auf den Kahlenberg, auch die Sophienalpe wurde mit einer Seilumlaufbahn erschlossen.
1877 wurde der Nasenweg auf den Leopoldsberg vom ÖTK ausgebaut.
1882 wurde die Touristenkarte des Wienerwaldes mit Wegmarkierungen des ÖTK herausgegeben.
1887 wurde die Stephaniewarte am Kahlenberg eröffnet.
1888 wurde die Habsburgwarte am Hermannskogel gebaut und
1889 in Anwesenheit von Erzherzog Carl Ludwig (Bruder Kaiser Franz Josephs und Protektor des ÖTK) als die „…schönste Warte der Monarchie“ eröffnet.
1890 wurde der Holzknechtweg von Sievering auf den Hermannskogel angelegt.
Neue Schutzhütten im Wienerwald und in den Voralpen boten die Möglichkeit zur Rast und Nächtigung. Von Aussichtswarten (Schöpfl, Hoher Lindkogel, Anninger, Bründlberg, Tempelberg, Gallitzinberg, Troppberg) konnte man die Fernsicht genießen. Eigens vom ÖTK angefertigte Panoramen erklärten die Berge der Umgebung und das Wegenetz wurde immer engmaschiger.