ÖTK Klosterneuburg

Abenteuer Berg - Erlebe die Berge

Natur- und Kulturraum Wienerwald

Landschaftsgärten der Aufklärung – Natur aus zweiter Hand

Nun soll der Blick vor allem auf den nördlichen Wienerwald, insbesondere auf jenen Teil gerichtet werden, der der Stadt Wien am nächsten liegt. Nach Ende der Zweiten Türkenbelagerung kam es in und um Wien zu einer sehr ausgeprägten Phase des Wiederaufbaus, die vor allem durch die Errichtung herrlicher barocker Gartenpalais gekennzeichnet war. Der Wiener Adel baute im Bereich der niedergebrannten Vorstädte auf dem abschüssigen Gelände der Ausläufer des Wienerwaldes einen barocken Gartenkranz, von dem heute nur mehr wenige Anlagen vorhanden sind. Das Areal des Belvederes ist die eindruckvollste noch erhaltene Anlage der barocken Gartenstadt Wien.

Während sich in Wien in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch spätbarocke Pracht entfaltete, wurde in England bereits ein völlig neues Gartenkonzept populär. Es begann ein regelrechter Kampf gegen die gerade Linie, die Symetrie und die geometrisch geformte Natur. Die Unregelmäßigkeit prägte ab sofort die Landschaftsgärten des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Diese neue Mode der Gartenkunst verbreitete sich sehr rasch in Europa und erreichte schließlich ab 1765 auch Wien und den Wienerwald. Die Vorbilder - im wahrsten Sinn des Wortes - waren für diese unregelmäßigen und „natürlichen“ Gartenformen die Gemälde der Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts. Aus dem zweidimensionalen Kunstwerk wurde ein dreidimensionales. Konzentrisch zu den Barockgärten vor dem Wiener Glacis entstand an den Wien zugeneigten Hängen des Wienerwaldes ein zweiter Kranz von ausgedehnten Landschaftsgärten, die mit zahlreichem historischem Inventar „möbliert“ wurden.

Den Anfang machte 1765 Feldmarschall Franz Moritz Graf von Lacy mit dem „schönsten und größten Naturgarten Österreichs“, dem Landschaftsgarten von Neuwaldegg (heute Schwarzenbergpark einschließlich dem Hameau). Ihm folgte bereits 1773 Philipp Graf von Cobenzl, der am Abhang des Reisenberges einen Landschaftsgarten errichtete. 1780 errichtet Feldmarschall Ernst Gideon von Laudon die Laudonschen Gärten bei Hadersdorf. 1784 lässt Fürst Demeter Gallitzin seine Besitzungen am Predigtstuhl (heute Gallitzin-, bzw. Wilhelminenberg) in einen Landschaftspark umbauen. Ab 1791 entsteht der heutige Dehnepark, ehemaliger Landschaftsgarten der Fürstin Paar (geb. Liechtenstein). 1800 beginnt Charles Joseph Fürst de Ligne mit der Errichtung von Weganlagen auf den Kahlen- und Leopolsberg. Schließlich lässt 1801 der Bankier Johann Heinrich Geymüller den Pötzleinsdorfer Schlosspark in einen englischen Landschaftsgarten verwandeln. Zahlreiche Reiseaufzeichnungen und Landschaftsbeschreibungen popularisierten die Berge und Ausblicke rund um Wien. Der Bergriff der „Wiener Gegend“ war geboren.

Solche Anlagen entstanden aber nicht nur am westlichen Rande von Wien. Die Fürstenfamilie Liechtenstein schuf auch im südlichen Wienerwald zahlreiche Parks, Burgen, Tempel und Ruinenbauten. Diese stimmungssteigernden Staffagebauten sind uns heute noch im Bereich der Hinterbrühl bei Mödling als Husarentempel, Amphitheater (Kolosseum), Schwarzer Turm etc. bekannt. Auch die Anlagen des Sparbacher Tiergartens und ein weitläufiger Park bei Hadersfeld samt Schloss und Obelisk stammen aus dieser Zeit.

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